Krausse, Dirk/Ebinger-Rist, Nicole, Das Geheimnis der Keltenfürstin –
In der Donauniederung südlich der Heuneburg (Pyrene bei Herodot?) an der oberen Donau fanden Archäologen in dem Jahre 2010 unmittelbar neben dem Bettelbühlbach das unversehrte Holzkammergrab einer Frau aus dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert, das an dem Ende des Monats Dezember durch eine Blockbergung mit einem Gewicht von achtzig Tonnen mittels eines großen Autokrans gesichert werden konnte. 2014 wurde mit Repliken der Funde eine Wanderausstellung begonnen, die an den vier Standorten Heuneburg, Schwäbisch Gmünd, Stuttgart und Hülben von mehr als 80000 Interessenten besucht wurde. Nunmehr macht das vorliegende Werk den Gegenstand erfreulicherweise auch einem breiteren Publikum zugänglich.
Es beginnt mit einem kurzen Vorwort des Präsidenten des Landesamts für Denkmalspflege, dem ein kurzer Prolog folgt. Der anschließende, spannend formulierte Text ist in vier Abschnitte gegliedert. Sie betreffen das Grab der Keltenfürstin mit seiner Lage und Entdeckungsgeschichte, die Grabkammer und ihren Inhalt – Gold und magische Steine, Heuneburg-Pyrene – Fürst(inn)ensitz und älteste Stadt Mitteleuropas sowie Zeit- und Standesgenossen der Fürstin – Verbündete oder Konkurrenten (wie Sappho, Solon und Siddharta)?
In diesem Rahmen gelangen den Forschern unter Beiziehung spezialisierten Sachverstands zahlreiche wichtige Ergebnisse, nach denen beispielsweise die für die Holzkammer verwendeten Bäume, eine Eiche und eine Weißtanne mit bis zu 290 Jahresringen in dem Spätjahr 583 v. Chr. gefällt wurden. Die bedeutendste der insgesamt drei aufgefundenen Toten starb in dem Alter von dreißig bis vierzig Jahren, so dass sie wahrscheinlich zwischen 623 und 613 v. Chr. geboren wurde, nach Ausweis der Strontiumisotopenbestimmung auch ihre Kindheit und Jugend in dem Gebiet um die auf einem Areal von etwa drei Hektar gegen das Jahr 620 errichtete Heuneburg verbrachte sowie vielleicht die Gründung der Heuneburg als Kind und den Bau der zugehörigen Lehmziegelmauer der Burg als junge Frau miterlebte, während bei ihrem Tode die Heuneburg bereits zu einem überörtlichen Zentrum angewachsen war. Der Goldschmuck des kleinen gefundenen Mädchens und der vornehmen Frau sind an dem offenen Feuer und ohne Sehhilfen an Stücken mit teilweise nur 2,3 Zentimeter Durchmesser angefertigte Meisterstücke der frühen Goldschmiedekunst sowohl in künstlerischer wie auch technischer Hinsicht – insgesamt ein außerordentlich beeindruckender, kaum zu erwartender Fund und eine hervorragend angemessene Beschreibung und Illustration.
Innsbruck Gerhard Köbler