Fritz, Vera, Juges et avocats généraux de la Cour de justice de l’Union européenne (1952-1972)

Une approche biographique de l’histoire d’une révolution juridique (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 312). Klostermann, Frankfurt am Main 2018. XIII, 396 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. ZIER 9 (2019) 82. IT

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs herrschte allgemein die Ansicht vor, dass Adolf Hitler das Recht des Deutschen Reiches pervertiert hat, in maßloser Überschätzung der Möglichkeiten des Deutschen Reiches den Weltkrieg rechtswidrig begonnen hat und zu dem Heile der Menschheit ein dritter Weltkrieg nach Möglichkeit vermieden werden muss. Auf der Suche nach einer Lösung zwecks Kontrolle der Rüstungsindustrie des Deutschen Reiches und Italiens schlug Robert Schuman als Außenminister Frankreichs an dem 9. Mai 1950 den Plan einer internationalen Gemeinschaft zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien und Luxemburg mit einer Mehrheit Frankreichs und der Beneluxstaaten vor. Diese europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl wurde an dem 18. April 1951 verwirklicht.

 

Zur Entscheidung innergemeinschaftlicher Streitigkeiten wurde danach in Luxemburg ein europäischer Gerichtshof gegründet, der 1953 seine Arbeit aufnahm und die einheitliche Anwendung, Auslegung und Fortbildung des europäischen Gemeinschaftsrechts sichern soll. Nach der Bildung weiterer Gemeinschaften dieser sechs souveränen Staaten infolge der römischen Verträge von dem 25. März 1957 erweiterte sich seine Zuständigkeit auf die europäische Atomgemeinschaft und die europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Diesen drei europäischen Gemeinschaften traten in der Folge weitere Mitglieder bei, so dass schließlich eine Europäische Union von derzeit 28 Mitgliedern entstand.

 

Mit dem damit geschaffenen Europäischen Gerichtshof beschäftigt sich die vorliegende, von Philippe Mioche betreute, 2014 an der Université d’Aix-Marseille angenommene Dissertation der inzwischen an dem Center for Contemporary and Digital History der Université du Luxembourg tätigen Verfasserin. Sie gliedert sich nach einer sachkundigen Einführung in drei Teile über trajectoires professionelles et personelles des premiers membres de la Cour de Justice avant leur arrivée à la juridiction Européene, procédures de sélection, de nomination et de renomnation und positions idéologiques et réseaux politiques de membres (Catalano, Delvaux, Donner, de Lamothe, Gand, Hammes, Kutscher, Lagrange, Lecourt, de Wilmars, Monaco, Pescatore, Pilotti, Riese, Roemer, Rossi, Rueff, Serrarens, Walter Strauss, Trabucchi, van Houtte und van Kleffens). Auf Grund vorsichtiger sachlicher Durchsicht der verfügbaren persönlichen Unterlagen gelingt der Verfasserin eine einleuchtende, weiterführende Darstellung der vielfältigen Probleme und sachlichen Leistungen der frühen Richter und Generalanwälte des in dem Rahmen seiner Möglichkeiten und der politischen Rahmenbedingungen als ein Motor der europäischen Einigung wirkenden Gerichts, die es verdiente, bis zu der Gegenwart fortgesetzt und möglichst aktuell gehalten zu werden.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler