Bein, Thomas, Deutsche Literatur des Mittelalters.
Wann immer und wo immer es für Menschen der Erde eine Sprache gibt, hat sie in der Zeit eine Geschichte, die von den ersten Anfängen bis zu der jeweiligen Gegenwart führt. In diesem Rahmen hat der 1957 geborene, in Bonn in Germanistik, Romanistik und Philosophie ausgebildete, seit seiner Graduierung als Magister Artium als wissenschaftliche Hilfskraft und wissenschaftlicher Mitarbeiter tätige, 1987 mit einer Dissertation zu Frauenlobs Minneleich promovierte, als wissenschaftlicher Assistent 1996 mit einer Schrift über Authentizitätsprobleme in mittelhochdeutscher Lyrik und Lyrikphilologie bzw. der Frage nach der „wahren“ Verfasserschaft für die erhaltene Textüberlieferung des Mittelalters für germanistische Mediävistik habilitierte und seit 1999 als Professor für Germanistik/Medävistik in Aachen tätige Verfasser 1998 in der Reihe der Grundlagen der Germanistik den Band Germanistische Medävistik – eine Einführung verfasst. Obwohl bereits 2005 eine zweite überarbeitete und erweiterte Auflage erschienen war, erschien ihm eine dritte, nur überarbeitete Auflage ihm nicht mehr sinnvoll, weil sich in den letzten beiden Jahrzehnten die Hochschullandschaften, Studienbedingungen und Studienvoraussetzungen
nicht unerheblich veränderten.
Das neue Werk, bei dem der bisherige Titel dem neuen Titel untergeordnet wird, wendet sich vor allem an Studienanfänger und Studienanfängerinnen, setzt wenig voraus und bemüht sich, über induktive Verfahren Interesse zu wecken, um auf dieser Grundlage Wissen zu vermitteln und Kompetenzen zu verschaffen. Dementsprechend gliedert es sich nach einer kurzen Einführung über Aufbau und Inhalt mit den Stichpunkten Pergament, Herrschaft, Mäzenatentum, Gender, Herr und Herrin, Mann und Frau, Gesellschaft im Wandel, Textproduzenten, Artefakte und höfische Kultur in zwei Teile. Davon behandelt der systematische Teil das Mittelalter mit jeweiligen Annäherungen in Zeit, Raum und Ideologie, Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch, Quellen und Überlieferung, Verfasser, Publikum und Text, Textkultur und Medienkultur, Texte und ihre metrischen Formen in althochdeutscher und mittelhochdeutscher Zeit, das Fach ältere deutsche Literaturwissenschaft und seine Geschichte und das heutige Verstehen mittelalterlicher Texte.
Der zweite historisch-gattungstypische Teil gliedert in die althochdeutsche Zeit von dem 8. bis 10./11 Jahrhundert, die anschließende frühmittelhochdeutsche Zeit bis zu der Mitte des 12. Jahrhunderts und die folgende höfische Zeit bis zu dem Ende des 13. Jahrhunderts. In diesem Rahmen werden vor allem Ritterepik, Heldenepik und epische Kleinformen, Minnesang, Sangspruchdichtung und Leichdichtung vorgestellt und Ausblicke in die Formen dramatischer Dichtung und in die Fachliteratur unternommen. Verzeichnisse der philologischen Hilfsmittel, ein alphabetisches und systematisches Literaturverzeichnis, ein Verzeichnis der 38 Abbildungen und ein kurzes Sachregister von Allegorie bis Varianz runden das den Benutzern sicher sehr hilfreiche Werk leserfreundlich ab, so dass es voraussichtlich gut an den bisherigen Erfolg anschließen können wird.
Innsbruck Gerhard Köbler