Das Reichsjustizministerium unter Otto Thierack (1943-1945), Teil 2

Teil 2 Die Arbeitstagungen auf der „Reichsburg Kochem“ von April bis August 1944 (Protokolle und Berichte), hg. v. Schubert, Werner (= Rechtshistorische Reihe 473). Lang, Frankfurt am Main 2018. XLIII, 525 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. ZIER 10 (2020) 83. IT

Werner Schubert hat sich durch zahlreiche Editionen von Quellen der neueren Rechtsgeschichte zeit seines Lebens um sein Fach in hervorragender Weise verdient gemacht. Dazu zählte zuletzt der Band „Das Reichsjustizministerium unter Otto Thierack (1942-1945), Teil 1 Amt für Neuordnung der Deutschen Gerichtsverfassung (Berichte von 1943/1944 über den Besuch von 13 Oberlandesgerichtspräsidenten), Amt für Nachwuchsfragen (Juni/Juli 1944), hg. v. Schubert, Werner (= Rechtshistorische Reihe 472). Lang, Frankfurt am Main 2017. XX, 327 S. Dem folgt nunmehr der zweite Teil.

 

Er bringt Protokolle und Berichte über die Arbeitstagungen des Reichsjustizministeriums auf der „Reichsburg Kochem“ zwischen Ende April und Anfang August 1944 sowie über drei projektierte Arbeitstagungen für Juli/August 1944. Nach der in der Einleitung wiedergegebenen Ansicht des Ministers war die durch die Arbeitstagungen erreichte Führung nicht Gängelei, sondern Ausrichtung und allgemeine Unterweisung auch in der Justiz. Die Lehrgänge auf der Reichsburg sollten neben Richterbriefe und Besprechungen innerhalb der Bezirke treten und die Gemeinschaft der deutschen Rechtswahrer ganz Großdeutschlands fördern und damit Kochem zu einer Gralsburg des Rechts werden lassen.

 

Erfasst sind in chronologischer Reihung die Arbeitstagung der Leiter von Praktikerarbeitsgemeinschaften vom 21.-24. 4. 1944,  die Arbeitstagung für Nachwuchskräfte vom 27. 4.-2. 5. 5. 1944, die Arbeitstagung für Personalsachbearbeiter für den höheren Dienst vom 5.-8. 5. 1944, die Arbeitstagung der Sondergerichtsvorsitzenden vom 11.-14. 5. 1944, die Arbeitstagung der Vorsitzenden der Hochverratssenate bei den Oberlandesgerichten und der Sachbearbeiter der Staatsanwaltschaften bei den Oberlandesgerichten vom 17.-20. 5. 1944, die Arbeitstagung der Justiz- und Kassenräte, der Personalsachbearbeiter des gehobenen Justizdienstes sowie der Leiter der Rechtspfleger- und Justizschulen vom 31.5.-2. 6. 1944, die Arbeitstagung der Vormundschaftsrichter vom 5.-8. 6. 1944, die erste Arbeitstagung für Ehescheidungsrichter auf der Reichsburg Kochem vom 3. 7.-5. 7. 1944,  die Arbeitstagung der Erbhofrichter vom 18. -21. 7. 1944, die projektierte Arbeitstagung mit Hochschullehrern vom 30. 7.-1. 8. 1944 in der Reichsburg Kochem über Wandlungen der Privatrechtsordnung, die Arbeitstagung für Kriminologie vom 3.-6. 8. 1944, ein Entwurf zu einem Vortrag (Bergmanns) für die Tagung der kriegsversehrten Referendare auf der Reichsburg Kochem Ende August 1944 mit dem Titel Der deutsche Richter und ein Kurzvortrag von Oberstaatsanwalt Dr. Kleinod für die für Ende August 1944 geplante Tagung für die Spitzenkräfte der Justiz mit der Fragestellung Gibt es Fehlleistungen in der Rechtspflege und worauf beruhen sie?. Ein Nachtrag enthält Tagesordnungen und Teilnehmerlisten für sechs Tagungen. Ein kurzer Quellennachweis rundet den stattlichen Band ab.

 

Insgesamt bietet die Edition sehr interessante bisher nicht veröffentlichte Quellen. Dadurch vermittelt sie einen umfassenden Einblick in die Zielsetzungen des Reichsjustizministeriums für eine nationalsozialistische Justiz. Auch wenn umfassende Register fehlen, nennt der verdienstvolle Herausgeber in seiner sachkundigen Einleitung doch mehr als achtzig Tagungsleiter und Referenten von Josef Altstötter bis Friedrch Zeller, darunter auch Gotthold Bohne, Hans Ehard, Fritz Fechner, Roland Freisler, Paul Gieseke, Hans Peter Ipsen, Ernst Lautz, Kurt Lischka, Robert Ritter, Curt Rothenberger, Erich Schmidt-Leichner, Ernst Seelig, Else Vorwerck, Otto Helmuth Weber und Josef Wiefels.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler