Rasch, Marco, Das Staatsarchiv Marburg als Central Collecting Point –

Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung im Hessischen Staatsarchiv Marburg (= Schriften des Hessischen Staatsarchivs Marburg 39). Hessisches Staatsarchiv Marburg, Marburg 2021. 96 S. 63 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler. ZIER 11 (2021) 80. IT

Nach dem Vorwort des Direktors des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg und des Direktors des Hessischen Staatsarchivs Marburg jährt sich 2021 zu dem 75. Mal die Auflösung des Central Collecting Point Marburg. Von Mai 1945 bis August 1946 diente das sieben Jahre zuvor als moderner Zweckbau eröffnete und wegen kriegsbedingter Auslagerungen weitgehend leergeräumte Gebäude des Staatsarchivs Marburg an dem heutigen Friedrichsplatz als Teil einer neuartigen Unternehmung der Besatzungsmacht der Vereinigten Staaten von Amerika zu der Sicherung von Kulturgütern. Ziel waren Sicherung, Bestandsaufnahme und beginnende Rückführung des wegen des Zweiten Weltkriegs auf eine Vielzahl von Ausweichlagern verstreuten Kulturguts aus Museen, Archiven, Bibliotheken und anderen Einrichtungen in dem Deutschen Reich sowie seinen Besatzungsgebieten und Kriegsgebieten.

 

Hierfür wurden insgesamt drei Central Collecting Points in Marburg, Wiesbaden und München eingerichtet. Dorthin wurden Kunstschätze internationalen Ranges zwecks Sichtung von Schäden durch Auslagerungen, ersten Sicherungsmaßnahmen und Restaurierungen, Dokumentation, Klärung von Rechtsverhältnissen und Erörterung von Fragen des weiteren Verbleibs gebracht. Mit der Geschichte dieser Vorgänge hat sich Marco Rasch in dem Rahmen seiner langjährigen Tätigkeit als Mitarbeiter an dem Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg und bei Recherchen für seine Promotion befasst und Konzeption und inhaltliche Ausgestaltung der diesbezüglichen Ausstellung samt Begleitpublikation maßgeblich entwickelt.

 

Dieser schmale Band gliedert sich nach dem einführenden Vorwort insgesamt in sechs unterschiedlich umfangreiche Kapitel. Sie betreffen eine kurze Einführung in den Kulturgutschutz bis zu dem Ersten Weltkrieg, den deutschen Kunstschutz in den beiden Weltkriegen in Bezug auf die Auslagerung von Archivgut des Hessischen Staatsarchivs Marburg (Katrin Marx-Jaskulski), den amerikanischen Kunstschutz in Europa in dem Zweiten Weltkrieg einschließlich des langen Weges der Auflösung des Collecting Points samt des Vorgangs „ Westward Ho“ oder der „Sicherheitsverwahrung“ zweihundertzweier Gemälde in den Vereinigten Staaten von Amerika, den Aufbau der beiden weiteren Sammelstellen der Alliierten in München (Iris Lauterbach) und Wiesbaden (Tanja Bernau), die Nachwehen des alliierten Kulturgutschutzes  sowie die fotografische Dokumentation  von Kunstwerken durch Foto Marburg (Donja Feßel/Susanne Dörler). Ein Anhang über die Bestände des Marburger Central Collecting Point, eine Kurzchronik, ein Abbildungsverzeichnis und ein Literaturverzeichnis runden das kulturgeschichtlich sehr aufschlussreiche Werk benutzerfreundlich ab.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler