Lexikon der Renaissance,

* hg. v. Münkler, Herfried/Münkler, Marina. Beck, München 2000. 472 S. Besprochen von Hans Erich Troje. ZRG GA 119 (2002)

TroheMünkler20010521 Nr. 10232 ZRG 119 (2002) 40

 

 

Lexikon der Renaissance, hg. v. Münkler, Herfried/Münkler, Marina. Beck, München 2000. 472 S.

 

Von einem Buche, das „Lexikon der Renaissance“ betitelt ist, erwartet man Informationen zu einer großen Zahl alphabetisch aufgelisteter „Stichworte“ des bezeichneten Themenkreises „Renaissance“. Das hier anzuzeigende Buch enthält in alphabetischer Anordnung 82 Artikel über Personen, Institutionen und andere Sachbegriffen des Themenkreises. Die sechs mit dem Buchstaben A beginnenden Stichworte sind Alberti, Antikenrezeption, Architektur, Aristotelismus, Anstrologie und Augsburg, und die beiden mit dem Buchstabenden Z beginnenden sind Zeitbewußtsein und Zentralperspektive. Unter dem Buchstaben P findet man Päpste/Papsttum, Palladio, Paracelsus, Petrarca, Platonismus und Porträt. Dem Rahmenthema „Renaissance“ ist ein eigener Artikel „Renaissance“ gewidmet, der zusammen mit den Artikeln Rabelais, Raffael, Reformation und Rom die Artikelgruppe zum Buchstaben R bildet. 33 der, wie gesagt, insgesamt 82 Artikel laufen unter Namensstichworten. Außer den bereits bei den Buchstaben A, P und R erwähnten sind dies noch Boccaccio, Borgia, Cervantes, Dante, Dürer, Erasmus, Este, Faust, Franz I., Giotto, Heinrich VIII., Holbein, Karl V., Kolumbus, Leonardo, Luther, Macchiavelli, Medici, Michelangelo, Savonarola, Sforza, Tizian, Vasari und Vespucci. Zusammen mit weiteren sechs unter Städtenamen laufenden Artikeln (Augsburg, Ferrara, Florenz, Nürnberg, Rom, Venedig) sind 39 der Stichworte, also die knappe Hälfte namensbezogen. Rechnet man noch die Artikel Aristotelismus und Platonimus dieser Gruppe zu, ergibt sich ein genau ausgewogenes Zahlenverhältnis. Die verbleibende Hälfte ist mit Artikeln wie über Architektur, Astrologie, Bibliotheken, Buchdruck, Condottieri, Diplomatie, Ethnographie, Fürstenspiegel, Geschichtsschreibung, Humanismus/Humanisten, Idealstadt und Judenfeindschaft etc. etc. rasch vollgemacht. Der Klappentext will uns glauben machen, diese 82 Artikel fügten sich „wie in einem Puzzle....zu einem Gesamtbild einer ganzen Epoche zusammen“.

In einigen Punkten gibt es auch Wiederholungen. Immerhin nehmen die Beiträge aufeinander Bezug. Die Verfasser sind ohne Zweifel sachkundig, und insbesondere Herfried Münkler gehört zu den derzeit am besten ausgewiesenen deutschen Renaissanceforschern. Die Artikel informieren zuverlässig über die älteren und neueren Forschungsansätze zu den stichwortmäßig bezeichneten Teilbereichen der Renaissanceforschung. Rechtsgeschichtliche Probleme kommen unter anderem in dem wichtigen Artikel „Staat/Staatlichkeit/Staatensystem“ und „Völkerrecht“ zur Sprache. Über das sehr ausführliche Personenregister (S. 440-472) kann man hinsichtlich der darin enthaltenen Namen das Werk tatsächlich als „Nachschlagewerk“ benutzen. Im übrigen ist es kein Lexikon der Renaissance, sondern ein interessantes und belehrendes Unterhaltungsbuch zum nach wie vor gut vermarktbaren Themenkreis Renaissance, in dem man gern blättert, in welches man an jeder Stelle einsteigen und sich dort festlesen oder den zahlreichen Querverweisen folgend kreuz und quer herumlesen kann. Wer ein Buch vergleichbaren Umfangs zum raschen Befragen über Einzelheiten der Renaissance braucht, findet ein solches - allerdings in französisch - in dem  Dictionaire de la Renaissance (Paris: Alber Michel, 1998) in dem der Herausgeber Dominique Fernandez rund 370 Artikel von rund 130 Verfassern aus der letzten Ausgabe der großen Encyclopaedia Universalis in alphabetischer Ordnung zusammengestellt hat. Den Alciat-Artikel hat dort kein geringerer als Jean Gaudemet verfaßt. Da vom „Großen Brockhaus“ oder „Meyer“ derartige themenspezifische Auszüge noch fehlen, wird man für den Informationsbedarf des ersten Zugriffs weiter mit den großen Enzyklopädien arbeiten. Der Lesegenuß, den das Buch der beiden Münklers bietet, kann den Ärger über den mit dem Worte „Lexikon“ betriebenen Etikettenschwindel nur mäßig mindern.

 

Frankfurt am Main                                                                                Hans Erich Troje