Das Archiv der Stasi. Begriffe
Das Archiv der Stasi. Begriffe, hg. v. Lucht, Roland (= Archiv zur DDR-Staatssicherheit Band 11). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015. 313 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Da der Staat eigentlich immer Herrschaft der einen über die anderen bedeutet, liegt es nahe, dass die einen die anderen überwachen, um Gefährdungen und Überraschungen gegenüber gefeit zu sein. Diese Überwachung muss umso umfangreicher sein, je weniger die einen die Bedürfnisse, Meinungen und Wünsche der anderen berücksichtigen. Da Sozialisten wie andere in erster Linie ihre eigenen Vorstellungen verwirklichen wollen, benötigen sie nach Ausweis der historischen Erfahrungen ein besonders intensives Überwachungsnetzwerk, weshalb nach dem Geleitwort Roland Jahns Verängstigen, Verfolgen und Gefangensetzen der Auftrag der Staatssicherheit als der Geheimpolizei der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands in der früheren Deutschen Demokratischen Republik war.
Die zu diesen Zwecken zusammengetragenen Unterlagen in vier Jahrzehnten zusammengetragenen Unterlagen haben eine Länge von 111 Regalkilometern, was der Entfernung zwischen Berlin und Magdeburg entspricht. Geprägt sind sie von einem eigenen technokratischen Fachjargon. Ihn entschlüsselt das vorliegende Werk des als Mitarbeiter des Grundsatzreferats der Abteilung Archivbestände und Leiter der Arbeitsgruppe Geheimarchivtermonologie bei dem Bundesbauaftragten für die Stasiunterlagen tätigen Herausgebers., indem es die Begriffe erklärt, die von der Saatssicherheit bei der Erfassung von Menschen, der Registrierung von Vorgängen unde der Ablage von Akten benutzt wurden.
Kernstück des Werkes sind (wohl schätzungsweise knapp 1000) Begriffe und Abkürzungen der geheimpolizeilichen Informationsverarbeitung und Schriftgutverwaltung von A (S. 25) bis Zwischenlagerung (S. 265). Dem sind ein Glossar zu den Diensteinheiten des MfS und der BVfS, Strukturschemata zum MfS (nur in dem Verzeichnis allgemeiner Abkürzungen aufgenommen), zu den BVfS (im Gegensatz zu BV Beobachtungsvorgang anscheinend nicht aufgenommen) und der Abteilung XII, ein Verzeichnis der Quellen, Untersuchungen und Darstellungen, ein Verzeichnis der allgemeinen Abkürzungen, ein Autorenverzeichnis und ein „Verzeichnis der Abildungen und Abbildungen“ (!) (auf S. 313ff.) angeschlossen. Wer immer sich mit der Staatssicherheit befassen will, kann für dieses Ergebnis mühevoller Aufschließung nur aufrichtig dankbar sein.
Innsbruck Gerhard Köbler