Zschieschang, Christian, Das Hersfelder Zehntverzeichnis

und die frühmittelalterliche Grenzsituation an der mittleren Saale. Eine namenkundliche Studie (= Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa 52). Böhlau, Wien 2017. 240 S., 22 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

Zschieschang, Christian, Das Hersfelder Zehntverzeichnis und die frühmittelalterliche Grenzsituation an der mittleren Saale. Eine namenkundliche Studie (= Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa 52). Böhlau, Wien 2017. 240 S., 22 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Hersfeld wird als Abtei zwischen 769 und 773 von Erzbischof Lull von Mainz gegründet und 775 durch den Frankenkönig Karl (den Großen) zur Reichsabtei erhoben. Diese erwirbt in dem 13. Jahrhundert ein kleines Herrschaftsgebiet, muss sich aber 1432 dem Schutz Hessens unterstellen. 1648 kommt die während ihres Bestandes 66 Äbte zählende Reichsabtei als Fürstentum zu der Landgrafschaft Hessen.

 

Mit einer der bekannten Hersfelder Quellen des Frühmittelalters beschäftigt sich das vorliegende Werk des 2003 in Leipzig mit einer Untersuchung über Slaven und Deutsche zwischen Elbe und Dübener Heide aus namenkundlicher Sicht promovierten Verfassers. Nach dem Vorwort sollte das neue Werk einen überschaubaren Umfang aufweisen, wie er einem Forschungsprojekt von letztlich nur eineinhalb Jahren angemessen wäre, weshalb nur die Publikation einiger Aufsätze „geplant und zum Teil auch verwirklicht war“. Obwohl aus einer Vielzahl von Einzeldarstellungen eine einigermaßen heterogene Datenbasis aufgebaut werden konnte, gelang eine erschöpfende Darstellung der Ortsnamen der zugehörigen Region nicht und steht ein umfassendes toponomastisches Nachschlage noch aus.

 

Gegliedert ist die Studie nach einer Einführung (u. a. über das Hersfelder Zehntverzeichnis in vier Abschnitte. Sie betreffen die slavischen Siedlungsnamen, die deutschen Siedlungsnamen (vor allem auf leben, stedt, ingen/ungen, heim, idi, dorf, hausen, rode, bach, burg/berg und tal), die Burgen und die siedlungsgeschichtliche Interpretation. Nach seinen vielfältigen siedlungsgeschichtlichen Ergebnissen war zunächst das ganze Gebiet zwischen Harz und Saale intensiv und durchgehend (deutsch)  besiedelt (leben, stedt), wonach  im Osten bis zu Weida und dem Schmoner Bach eine Ansiedlung slavischer Sprechergruppen neben den weitergeführten Namen erfolgte, während weiter westlich die Besiedlung mit zahlreichen Namentypen verdichtet wurde und sich anschließen deutsche Sprechergruppen auch nach Osten bis zur Saale (dorf, rode) ausbreiteten. Insgesamt sind mit Almensleben (W.), Klosterrohrbach, Niederröblingen/Oberröblingen, Seebich (FlN), Einzingen, Röblingen, Kieselhausen (W.), Sangerhausen, Einzingen, Riestedt, (Burcdorpf,) Nienstedt, Sotterhausen, Beyernaumburg, Grabsdorf (W.), Lobesdorf (W.), Holdenstedt, Schweinswende (W.), Klosterrode, Liedersdorf, Bornstedt, Sittichenbach, Wínddorf (W.), Osterhausen, Einsdorf, Mittelhausen, Winkel, Wolferstedt, (Brallidesdorpf,) Horn (W.), Klosternaundorf, Osterhausen, Rothenschirmbach, Hornburg, Bischofrode, Erdeborn, Neckendorf, Helfta, Lüttchendorf, Aseleben, Lipsdorf (W.), Seeburg, Allstedt, Mönchpfiffel, Dörfling/Eindorf (W.), Korbesberg, Heygendorf, (Uuicholdesdorpf,) Eßmannsdorf, (Theotboldesdopf), Peutnitz (W.), Roßleben, Meinersdorf (W.), Wenigen-Memleben (W.), Osfurth (W.), Klein-Wangen, Vitzenburg, Farnstädt, Vitzenburg, Farnstädt, Wenden, Alberstedt, Stedten, Esperstedt, Schraplau, Röblingen am See, Amsdorf, Röblingen am See, Wansleben, Bennstedt, (Rozuualesdorpf,) Gimritz, Bottendorf (W.), Meuschau, Lettin, Uhden (W.), Rißdorf, Bedra, (Azechendorpf,) Ohmendorf, Tönicken, Köllme, (auchesdorpf,) (ezemesdorpf,), Rollsdorf, Steuden, Dornstedt, Asendorf, Etzdorf,  Deussen (W. bzw. Teutschenthal,) Ösnitz (W. bzw. Teutschenthal,), Deussen (W. bzw. Teutschenthal,), Köchstedt, Ösnitz (W.), Deussen (W. bzw. Teutschenthal,) Gatterstädt, Lodersleben, Deussen (W. bzw. Teutschenthal,) Leimbach, Eilwersdorf (W.), Deussen (W. bzw. Teutschenthal,), Breuielliudestat,) Querfurt, Esenstedt (W.), Obhausen, Kuckenburg, Esenstedt (W.), Lobitz (W.), (Ellesdorpf,) Barnstädt, Langeneichstädt, Schafstädt, Barnstädt, Schafstädt, Barnstädt, Schotterey, Lauchstädt, Schafstädt, Milzau, Lauchstädt, Schafstädt, Delitz (am Berge,) Kriegstedt, Klobikau, Kriegstedt, Wolkau (W.), Wünsch, (Cunbici,) Wünsch, (Dachiza,) Holleben, Braunsdorf (W.), Dörstewitz, Korbetha, Schmon, Liederstädt, Schmon, Weißenschirmbach, Liederstädt, Schmon, Pretitz, Spielberg, Reinsdorf, Spielberg, (Brunesdorpf,) Steigra, Spielberg, Steigra, Bossendorf (W.), Siegerstedt (W.), Burgscheidungen, Welzdorf (W.), Burgscheidungen, Kessendorf (W.), Vitzen(burg,) Zeddenbach (W.), (Brunesdorpf,), Zeddenbach (W.), (Brunesdorpf,) Eulai, (Brunesdorpf,) Eulau, (Azalunddorpf,), Göstelitz, (unlesbar,) (unlesbar,) (unlesbar,) unlesbar,) (unlesbar,), Goseck, Ludendorf (W.), (Muchendorpf,), Zütschdorf, Ziegendorf (W.), Mücheln, Nahlendorf, Krumpa, Zöbigker, Gröst, Zöbigker, Gröst, (Theodendorf,), Gröst, Schortau, Braunsdorf, Schortau, (Meginhardesdorpf,) Schortau, (Azechendorpf), Biedendorf bzw. Biendorf,), Benndorf, Blösien, Benndorf, Frankleben, Blösien, Benndorf, (Husuuua,) Blösien, Frankleben, Blösien, Zscherben, Körbisdorf, Atzendorf,  Ockendorf, (Zidimuslesdorpf,) Bösseling (W.), Lunstädt, (nicht lesbar,)  (nicht lesbar,) (nicht lesbar,) Lunstädt, Merseburg, Gottsdorf (W. bzw. Teutschenthal,) Burgwerben, Großkorbetha, Burgwerben, Morungen, Lengefeld, Wettelrode, Lengefeld, (Mechilacha III,) Lengefeld,  Hohenrode (W.), Gonna, Hackerode (W.), Obersdorf, Grillenberg, Pölsfeld, Etzkerode (W.), Lichthagen (W.), Hackerode (W.), Brumbach (W.), Wippra, Friesdorf, Wippra, Hatzkerfeld (W.), Wippra, Großkorbetha, Burgwerben in acht Abschnitten der Liste A 239 allerdings teilweise mehrfach genannte (sowie teilweise oder gänzlich teilweise nicht mehr lesbare) Namen (dazu 19 Burgen in der Liste B, 13 Orte in der Liste C und 12 Orte in der Liste D) erfasst, die sich auch auf der beigegebenen Abbildung (S. 219, Hessisches Staatsarchiv Marburg Urk. 56, Nr. 2268) überprüfen lassen könnten, womit (für letztlich 171 Ortsnamen) eine vorzügliche Grundlage für weitere Arbeiten geschaffen wurde.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler