Mittelalter lesbar machen – Festschrift 200 Jahre Monumenta Germaniae Historica

Harrassowitz, Wiesbaden 2019. 280 S., 70 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler. ZIER 9 (2019) 02. IT

Seit der Erfindung der Schrift hat der Mensch Geschriebenes abgeschrieben, wenn es ihm für seine Zwecke nützlich erschien, wobei er immer Aufwand und Ertrag individuell gegeneinander abwägen musste, so dass Texte auch bei fehlendem Interesse mit der letzten Handschrift aus der Geschichte wieder ausscheiden konnten. Zumindest grundsätzlich änderte sich dies mit der Erfindung des Druckes mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg, weil zwar der Gewinn noch immer erstrebenswert blieb, eine höhere Auflage aber ein sichereres Überleben eines Textes wahrscheinlich machte und die Verwendung öffentlicher Mittel zu Aufbau und Unterhalt größerer Bibliotheken eine zusätzliche Garantie bot. Für die geschichtlichen Denkmale Deutschlands kam zu diesen günstigeren Bedingungen noch hinzu, dass die 1819 gegründete Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde sich als bewusstes wissenschaftliches Ziel setzte, mittelalterliche Textquellen der allgemeinen Forschung zugänglich zu machen und durch kritische Studien zu der wissenschaftlichen Erforschung der deutschen (und europäischen) Geschichte beizutragen.

 

Seit 1819 sind zwei Jahrhunderte vergangen. Die Monumenta Germaniae Historica haben zwar nicht alle angestrebten Ziele schon erreicht, aber doch mit stets eingeschränkten Mitteln sehr viele von ihnen durch unermüdlichen Fleiß namhafter Gelehrter verwirklicht. Dies der Allgemeinheit verständlich vor Augen zu führen und zugleich eine weitere Zwischenbilanz für die überschaubare Zukunft zu erstellen, ist daher eine wichtige Aufgabe, deren Lösung sich der vorliegende Band verschreibt.

 

Gegliedert ist er nach einem Grußwort des Staatsministers für Wissenschaft und Kunst Bayerns und einem Vorwort Martina Hartmanns als der Präsidentin der Monumenta Germaniae Historica in vier Essays und einen Katalog mit zwanzig Nummern. Die Essays betreffen als erstes einen historischen Abriss der Monumenta Germaniae Historica unter dem Förderer  und Gründer Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom Stein, unter Georg Heinrich Pertz, Georg Waitz, Willhelm Wattenbach, Ernst Dümmler, Oswald Holder-Egger, Reinhold Koser, Michael Tangl, Paul Fridolin Kehr, Wilhelm Engel, Edmund Ernst Stengel, Theodor Mayer, Friedrich Baethgen, Herbert Grundmann, Horst Fuhrmann, Rudolf Schieffer, Claudia Märtl, Marc-Aeilko Aris und Martina Hartmann, während deren Zeiten insgesamt 370 Editionen in 441 Bänden veröffentlicht wurden, zu denen drei Schriftenreihen mit 170 Bänden und 136 Jahrgänge der Zeitschriften von 1820 bis 2019 kommen. Den Weg in die elektronische Welt hat dabei nach Horst Fuhrmann schon Rudolf Schieffer erfolgreich beschritten. Gleichwohl bleibt das Edieren als Handwerk, Kunst und Wissenschaft der sachliche Kern des vielfältigen Unternehmens, um den sich stets Arbeitsschwerpunkte, Neuvorhaben und Perspektiven gruppieren.

 

Der anschließende Katalog beginnt mit der Suche nach einer neuen Schrift und endet mit dem Aufbau digitaler Services auf den Webseiten der Monumenta Germaniae Historica. Der Anhang bietet Abkürzungen, Literaturverzeichnis, Namenregister und Abbildungsnachweise. Möge es den Monumenta Germaniae Historica auch in Zukunft bestmöglich gelingen, die Geschichtsquellen Deutschlands der Allgemeinheit zu breiter Nutzung durch alle Interessierten verfügbar zu machen und zu halten.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler