Sperling, Christoph, Joachim Haupt (1900-1989).
Mit dem bisher monographisch noch nicht ausführlich behandelten, politisch aktiven Studentenfunktionär Joachim Haupt beschäftigt sich die von Rudolf Meyer-Pritzl angestoßene und betreute, in dem Wintersemester 2014/2015 von der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel angenommene Dissertation des in Bremervörde 1988 geborenen und nach dem Wehrdienst in Kiel in der Rechtswissenschaft ausgebildeten Verfassers, die umfangreiches unveröffentlichtes Quellenmaterial aus den Beständen des Bundesarchivs in Berlin-Lichterfelde, des geheimen Staatsarchivs preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem, des schleswig-holsteinischen Landesarchivs in Schleswig, des Schularchivs des Schlossgymnasiums Plön und des Archivs der Universität Leipzig ermitteln und berücksichtigen konnte. Sie gliedert sich nach einer kurzen Einführung in drei chronologisch gereihte Kapitel. Diese betreffen Herkunft, Elternhaus und Jugend, den beruflichen Werdegang sowie Haupts Kriegsjahre und seine Nachkriegszeit.
Nach den Erkenntnissen des Verfassers wurde Joachim Friedrich Hermann Haupt als Sohn eines früh verstorbenen Regierungsassessors und einer niederadeligen Mutter in Frankfurt an der Oder an dem 7. April 1900 geboren, an dem Friedrichsgymnasium seiner Heimatstadt und der königlich preußischen Hauptkadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde, zu deren früheren Absolventen auch Erich Ludendorff, Kurt Schleicher und Hermann Göring zählten, bis 20. März 1919 ausgebildet, schloss sich dem Landesjägerkorps Georg Ludwig Rudolf Maerckers an, studierte in Kiel ab dem Sommersemester 1920 Philosophie, Geschichte, Deutsch und Geographie, wechselte zu dem Wintersemester 1921/1922 nach Frankfurt am Main, wo er noch 1921 eine nationalsozialistische Arbeitsgemeinschaft gründete, eine zwölfseitige Programmschrift „vom deutschen Nationalsozialismus“ veröffentlichte, die mit den Forderungen des Parteiprogramms der National-sozialistischen deutschen Arbeiterpartei von dem 24. Februar einige Gemeinsamkeiten hat, nahm in dem Frühjahr 1922 an einem Aufmarsch der NSDAP auf dem Marsfeld in München teil, wo er Hitler vorgestellt wurde, und trat in dem Sommer 1922 der NSDAP bei. In dem Studienjahr 1924/1925 kehrte er nach Kiel zurück, wo er in dem Herbst 1927 sein Studium erfolgreich abschloss, im folgenden Frühjahr Studienreferendar an der Staatlichen Bildungsanstalt in Plön wurde und an dem 17. Dezember 1929 den Doktorgrad der Philosophie erlangte.
An dem 26. Januar 1931 wurde er wegen parteipolitischer Betätigung des Schuldiensts enthoben, woraufhin er Schriftleiter der von Bernhard Rust verlegten Niedersächsischen Tageszeitung wurde und nach Erwerb eines Mandats des Landtags Preußens 1933 Bernhard Rust als Ministerialrat in das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung folgte. Wegen Vorwürfen der Homosexualität wurde er in dem November 1935 auf Drängen Heinrich Himmlers unter Verlust aller Ämter und Bezüge aus der NSDAP und der SA ausgeschlossen, woraufhin er als Landwirt und Schriftsteller und nach dem Kriegsdienst während des zweiten Weltkriegs als Lehrer wirkte und schließlich in Neustadt am Rübenberge an dem 13. Mai 1989 starb. Überzeugend stuft der Verfasser Haupt als einen frühen radikalen Nationalsozialisten ein, dem allerdings wegen seiner grundsätzlichen individuellen Konfliktbereitschaft und interner Machtkämpfe letztlich dauerhafte größere Wirkung versagt blieb.
Innsbruck Gerhard Köbler