Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Friedrich III

*., achte Abteilung, zweite Hälfte, 1471, hg. v. Wolff, Helmut (= Deutsche Reichstagsakten 22, 2, hg. durch die historische Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaft). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999. Besprochen von J. Friedrich Battenberg. ZRG GA 118 (2001)

BattenbergDeutschereichstagsakten20000918 Nr. 10034 ZRG 118 (2001)

 

 

Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Friedrich III., achte Abteilung, zweite Hälfte, 1471, hg. v. Wolff, Helmut (= Deutsche Reichstagsakten 22, 2, hg. durch die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaft). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999. XL, 307 – 949 S.

Nach einem Vierteljahrhundert Pause konnte nun endlich der zweite Teil des 22. Bandes der „Deutschen Reichstagsakten“ vorgelegt werden. Im Gegensatz zum ersten Teil, der einen vergleichsweise langen Zeitraum von 1467 bis 1470 umfasste und dabei die beiden Hoftage zu Regensburg 1469 und zu Nürnberg 1470 einbezog, widmet sich der vorliegende Band ausschließlich dem Regensburger „Christentag“ von 1471 einschließlich begleitender Verhandlungen nach dessen Ende in Nürnberg. Es handelt sich hierbei um eine Reichsversammlung, die erstmals den Namen eines Reichstages im neueren Sinne verdient, und die für die Entwicklung der Institution „Reichstag“ einige Bedeutung hat. Erich Meuthen diskutiert in seiner Vorrede diesen Aspekt nochmals und benennt diejenigen Kriterien, die für die Modernität des Tages angeführt werden können. Auch aktengeschichtlich ist der Regensburger Tag insofern bedeutsam, weil hier zum ersten Male detaillierte Protokolle geführt wurden. Zu einem förmlichen Reichsabschied, wie er in der Neuzeit üblich wurde, kam es freilich noch nicht, auch wenn Friedrich III. den in Regensburg beschlossenen Landfrieden schon „mit rate“ aller persönlich anwesenden Teilnehmer, nur in zweiter Linie aus kaiserlicher Machtvollkommenheit, verkündet. Aber auch sonst schwillt die Aktenüberlieferung stark an. Angesichts der großen Aktenfülle wurde ein Teilbereich, der sich mit den logistischen Fragen der Einquartierung etc. beschäftigt, herausgenommen und gesondert publiziert.

Der Bearbeiter gibt in einer Einführung zunächst über die Überlieferungssituation und die einschlägige Forschung Auskunft. Eine daran anschließende Chronologie des Großen Christentages von 1417 mit Angabe der Daten, der darauf bezüglichen städtischen und fürstbischöflich-Würzburger Relation sowie der Darstellung Agostino Patrizis erleichtert die Orientierung. Eine Zusammenstellung der Ankunfts- und Abreisetage einiger ausgewählter Teilnehmer, ein Verzeichnis der benutzten Archiv- und Bibliotheksbestände sowie ein Abkürzungsverzeichnis ergänzen die einführenden Bemerkungen. Die erfassten Akten sind nach Überlieferungsgruppen und Sachbetreffen geordnet, deren Edition jeweils mit ausführlichen Einleitungen versehen wurden, die die inhaltlichen Schwerpunkte und Besonderheiten hervorheben. Im Rahmen der „Vorbereitungen und Vorverhandlungen“ sind die kaiserliche, die fürstliche, die reichsstädtische, die italienische und kuriale Korrespondenz, dann die Vorbereitungen der Stadt Regensburg und weitere Einzelpunkte behandelt. Im Rahmen der Hauptverhandlungen des Tages werden in jeweils eigenen Gruppen Teilnehmerlisten, Allgemeine Verhandlungsberichte, Akten zur Türkensache, Landfriedensakten und schließlich Kostenaufstellungen zusammengestellt. Eine letzte Gruppe betrifft die Nürnberger Nachverhandlungen. Das erfasste Material ist jedoch, solange ein Register nicht vorliegt, nur schwer zu erfassen. Zur rechtshistorischen Auswertung eignen sich vor allem die Landfriedensakten. Neben dem aus älteren Drucken bekannten und vielfältig überlieferten Landfrieden vom 24. Juli 1471 kann nunmehr durch die Mitteilung des ständischen Landfriedensentwurfs sowie zweier kaiserlicher Entwürfe der Entstehungszusammenhang des Gesetzes besser beurteilt werden.

Darmstadt                                                                                          J. Friedrich Battenberg