Wegera, Klaus-Peter/Schultz-Balluf, Simone/Bartsch, Nina, Mittelhochdeutsch als fremde Sprache.

Eine Einführung für das Studium der germanistischen Mediävistik, 4. Aufl. 2019. 236 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler. ZIER 9 (2019) 30. IT

In Gegensatz zu dem Buchtitel begann bereits das Vorwort der 2011 erschienenen ersten Auflage des 2013, 2016 und 2019 neu aufgelegten erfolgreichen Grundlagenwerks mit dem kurzen Satz Mittelhochdeutsch ist keine Fremdsprache. Es wird aber gleichwohl von vielen Erstsemestern als Fremdsprache erfahren, weil es in dem voruniversitären schulischen Unterricht kaum noch ernsthaft thematisiert wird. Deswegen bieten die erfahrenen Verfasser eine Einführung in das Mittelhochdeutsche unter Nutzung fremdsprachendidaktischer Methoden und Erkenntnisse an und ermöglichen neben der Vermittlung der mittelhochdeutschen Grammatik eine breitere Textkenntnis und einige vertiefende Einblicke in die deutsche bzw. europäische Kultur des Mittelalters, bei der das Erlernen der Grammatik den sachlichen Mittelpunkt bildet.

 

Gegliedert war das Werk von Anfang an in neun Kapitel mit 15 Unterrichtseinheiten. Sie betrafen nacheinander ein Willkommen auf der Grundlage des Nibelungenlieds, Sprache, Land und Leute, Wald und Wildnis als Naturraum und Nutzraum wie als Erzählraum, den Hof für Bildung und Kurzweil, Macht als Recht und Ordnung sowie als Herrschaft, Glaube als Gnade und in Bezug auf Maria, die fremd wirkende, dem Mittelhochdeutschen nach http://www.koeblergerhard.de/mhd/mhd_e.html fremde Eukrasie oder gute Mischung aller Körpersäfte für Krankheit und Heilung sowie Gesundheit und Ernährung, Ehe und Minne in Kontrakt und Konsens sowie schließlich Wissen und Wissensvermittlung bis zu den sieben freien Künsten. Auf diese Weise wird wohl das gesamte Leben des mittelalterlichen Menschen in vielen unterschiedlichen Bezügen als eine ansprechende Einheit erfasst.

 

Nach dem Vorwort der vorliegenden vierten Auflage des offensichtlich erfolgreichen, durch ein Sachregister von Aussprache bis Strophik abgerundeten Werkes erlaubte die weiterhin breite Akzeptanz des Lehrbuchs auch dieses Mal eine Beschränkung auf eine kritische Durchsicht. Bei ihr genügten eine Aktualisierung und eine Ergänzung der Literaturhinweise sowie kleinere Verbesserungen und Veränderungen, da gelegentliche geringe Umformulierungen einzelner Fragen die Nutzung des Lösungshefts und das Arbeiten mit dem online-Angebot e-learning nicht bedeutsam einschränken. Möge das Gesamtangebot vielen an der mittelhochdeutschen, in ihrem Gesamtumfang wohl noch nicht vollständig ausgeschöpften Stufe der deutschen Sprache Interessierten eine erfolgreiche und bleibende Hilfe werden und sein, so dass sie Mittelhochdeutsch als eigene Vorstufe der eigenen Sprache verstehen und als fernen Teil der eigenen Geschichte schätzen lernen.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler