Headrick, Daniel R., Macht euch die Erde untertan.

Die Umweltgeschichte des Anthropozäns, aus dem Englischen von Richter, Martin. Wissenschaftliche Buchgesellschaft/Theiss, Darmstadt 2021. 639 S. Angezeigt von Gerhard Köbler. ZIER HP 12 (2022) 00. IT

Irgendwann vor wohl 13,8 Milliarden rechnerisch gedachten oder später auch wirklichen Umläufen der Erde um die Sonne hat sich aus einem dem Menschen bisher nicht erklärbaren Grund in dem bestehenden Nichts ein so genannter Urknall ergeben, mit dem anscheinend Zeit und Raum entstanden. Seitdem ist ein Ablauf eingetreten, in dessen Rahmen das Universum in jedem Augenblick an Größe zunimmt, ohne dass ein Ziel erkennbar ist, das sich jenseits der Gegenwart vermitteln lässt. Nach dem heutigen Wissen erstmals ist dabei auf dem Planeten Erde des Systems Sonne ein Wesen erwachsen, das durch sein Handeln Natur durch Zivilisation ersetzt, viele Tiere und Pflanzen in ihrem Bestand bedroht und Boden, Wasser und Luft dauerhaft in gefährlichster Weise verschmutzt.

 

Mit den damit zusammenhängenden Fragen beschäftigt sich der in Bay Shore in New York 1941 geborene, in Deutschland und Frankreich in Schulen und in Spanien, Italien und den Vereinigten Staaten von Amerika ausgebildete und mit einem B. A. in Wirtschaftswissenschaft in Swarthmore College 1962, einem M. A.  in internationalem Beziehungen der John Hopkins School of Advanced International Studies von 1964 und mit einer Arbeit über die spanische Armee 1868-1898 ausgezeichnete und ab 1968 an dem Tuskegee Institute in Alabama und ab 1975 bis 2008 an der Roosevelt University in Chicago lehrende Verfasser seit vielen Jahren. Von dem Spanien des späten 19. Jahrhunderts ausgehend hat er immer weiter ausgegriffen. 2020 hat er unter dem Titel Humans Versus Nature bei Oxford University Press eine globale Umweltgeschichte vorgelegt, die Von Martin Richter in das Deutsche übertragen wurde.

 

Sie gliedert sich nach einer sachkundigen Einleitung insgesamt in 15 Abschnitte. Sie führen von Jägern und Sammlern sowie Bauern und Viehzüchtern über frühe Kulturen, Eurasien in der Antike, Eurasien und Afrika in dem Mittelalter, die Eroberung Amerikas und die Transformation der alten Welt zu dem Übergang zu der industriellen Welt und dem Imperialismus und zeigen anschaulich wie sowohl Kriege als auch Friedenszeiten das Klima beeinflussen und die Umwelt gefährden, bis erst in der unmittelbaren Vergangenheit sich ein Umweltbewusstsein entwickeln konnte, ohne dass trotz einer zusammenhängenden Vergangenheit eine einzige Zukunft der Erde und des Menschen auf Dauer bisher gesichert erscheint, die dem grundlegenden Egoismus des Menschen zu allgemeinem Nutzen Einhalt gebieten könnte – möge die eindringliche Darlegung viele Leser finden.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler